Gefährliche Verwechslungs-Gefahr

NEUMARKT. Die Neumarkter Apotheker warnen vor gefährlichen Verwechslungen beim Sammeln von Bärlauch. Die würzigen Blätter dürfen außerdem nur für den privaten Gebrauch gesammelt werden, heißt es ergänzend vom Landratsamt. Gastwirte bräuchten zum Beispiel eine Genehmigung - die sie aber nicht kriegen...

Bärlauch hat sich in den letzten Jahren zum "Modekraut" entwickelt. Er wird bislang nur selten angebaut und stammt daher überwiegend aus Wildbeständen. Er wächst vor allem in lichten Wäldern und blüht im Frühjahr weiß. Im Frühling wird Bärlauch gerne als Würzmittel oder Salat im Wald gesammelt.

Apotheker Michael Popp, Pressesprecher der Apotheken im Kreis Neumarkt weist aber auch auf Gefahren hin: Die würzigen Blätter können leicht mit Giftpflanzen verwechselt werden, allen voran Maiglöckchen oder Herbstzeitlose. Nur wer sich ganz sicher ist, sollte daher in der freien Natur Bärlauch sammeln. Wer kein Experte ist, sollte die Blätter lieber am Marktstand kaufen, rät Popp.

Bärlauch schmeckt knoblauchartig, die Blätter riechen beim Zerreiben entsprechend. Seine Blätter sind gestielt - ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal. Ebenso gestielt sind die Blätter des Maiglöckchens, sie bevorzugen auch die gleichen Standorte. Unterschieden werden sie am Geruch: Maiglöckchenblätter riechen nicht nach Knoblauch. Die Blätter der Herbstzeitlosen hingegen riechen ebenfalls nicht, haben aber keinen Stiel. Vergiftungen mit diesen beiden Pflanzen führen zu Durchfällen, Übelkeit und Erbrechen. Gelegentlich kommen Störungen des Herzens hinzu. Wer unsicher ist, bekommt in der Apotheke weitere Informationen - und im Notfall helfen die bayerischen Giftnotruf-Zentralen weiter; die nächste ist in Nürnberg unter der Telefonnummer 0911/3982451 zu erreichen.

Auch Umwelt- und Gesundheitsstaatssekretär Otmar Bernhard hat am Freitag in einer Presse-Mitteilung zur Vorsicht beim Bärlauchsammeln aufgerufen: "Wer Bärlauch im Wald verwechselt, kann sich tödliche Vergiftungen zuziehen". Wer die Pflanze nicht absolut sicher bestimmen könne, sollte auf das Sammeln verzichten. Von den 32 den süddeutschen Giftnotruf-Zentralen gemeldeten Vergiftungsfällen in den letzten zehn Jahren seien sechs tödlich verlaufen.

Wie bei Waldfrüchten generell, muss auch beim Bärlauchsammeln auf die richtige Hygiene geachtet werden: Bärlauch-Blätter müssen gut gewaschen und sollten über 70 Grad Celsius erhitzt werden. Bärlauch ist eine altbekannte Gemüse- und Gewürzpflanze mit hohem Vitamin C-Gehalt. Neben positiver Wirkungen besonders bei Verdauungsstörungen werden dem Bärlauch auch antibiotische und antimykotische Wirkungen zugeschrieben.

Die Untere Naturschutzbehörde des Landratsames wies drauf hin, daß Bärlauch naturschutzrechtlich dem "allgemeinen Schutz" unterliegt. Es ist daher grundsätzlich verboten, diesen "missbräuchlich", das heißt ohne vernünftigen Grund, zu entnehmen. Das Pflücken von Bärlauch ist grundsätzlich nur zum privaten Gebrauch und in ortsüblichen Umfang (Handbüschel) zulässig.

Das Sammeln von Bärlauch für den Handel und für Gaststätten bedarf der Erlaubnis der unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes. Die Erlaubnis kann zum Schutz der Pflanzen, insbesondere der gefährdenden Verminderung oder Ausrottung, mit Auflagen verbunden sein. Weil die bekannten Bärlauchvorkommen in der Oberpfalz in ökologisch hochwertigen und bereits geschützten Flächen liegen, sind Erlaubnisse für diese Bereiche aber grundsätzlich von der unteren Naturschutzbehörde abzulehnen, heißt es aus dem Landratsamt.
14.04.06
neumarktonline: Gefährliche Verwechslungs-Gefahr
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ISSN 1614-2853
15. Jahrgang
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