"Begehbare Geschichte"


OB Thumann konnte zahlreiche Ehrengäste begrüßen.


Das neue Schmuckstück in der Bräugasse


Architekt Kühnlein vor dem sanierten Haus


Die Gäste trafen sich im kleinen Hof des "Schreiber-Hauses"


Die "Mikwe", ein jüdisches Ritualbad


Helle und freundliche Räume nach der Sanierung.


OB Thumann übergab den symbolischen Schlüssen an die
neuen Nutzer des Hauses.
NEUMARKT. Es ist zusammen mit der Johannes-Kirche und dem Rathaus das älteste Gebäude Neumarkts: Am Dienstag wurde das in jahrelanger Arbeit sanierte "Schreiber-Haus" in der Bräugasse feierlich seiner neuen Bestimmung übergeben. Die Sanierung kostete über eine Million Euro.

Und das sei sicherlich gut angelegtes Geld, hieß es bei der "Einweihung" am Dienstag-Nachmittag - zumal Regierung, Bezirk, Bayerische Landessstiftung, Landesamt für Denkmalpflege und Landkreis etwas über der Hälfte der Kosten beisteuerten. Das fast 600 jahre alte Gebäude soll künftig dem "Historischen Verein" und den "Altstadtfreunden" als Domizil dienen.

Mit "großer Freude" konnte Oberbürgermeister Thomas Thumann zahlreiche Ehrengäste zu der Einweihung begrüßen. Das "Schreiber-Haus" sei ein "Geschichtsdokument, das letztlich Zeugnis für 600 Jahre Leben in unserer Stadt" sei. Hier sei "eine lebendige Darstellung der Baugeschichte eines Bürgerhauses" nicht nur erhalten, sondern sogar "begehbar und hautnah erfahrbar".

Und das nicht nur für die geladenen Ehrengäste: Am Sonntag ist im "Schreiber-Haus" von 13 bis 15 Uhr ein "Tag der offenen Tür", bei dem auch die Bürger vor Ort sehen könne, wie ihre Vorfahren gelebt haben.

Es hätte auch ganz anders kommen können: Wie Thumann erinnerte, hatte die Stadt im Jahr 1988 bereits die Abruchgenehmigung für das damals heruntergekommene Gebäude erteilt. Es sollte zwar nicht der Spitzhacke und der Abriß-Birne zum Opfer fallen, sondern Stück für Stück abgetragen und im Freilandmuseum des Bezirks in Neusath-Perschen wieder aufgebaut werden. Aber ob der "Patient - zumindest seinen inneren Organe - " den Umzug heil überstanden hätte, wagte Architekt Michael Kühnlein (Berching) am Dienstag zu bezweifeln.

Der von Besitzern alter Gebäude gefürchtete Einspruch des Landesamtes für Denkmalpflege erwies sich hier als Glücksfall. Thumann ging nicht auf "alle Etappen und Besitzverhältnisse" ein und schilderte nur den weiteren Fortgang, nachdem 2001 die Stadt das Haus erwerben konnte.

Und damit ging die Arbeit los: Die konservierenden Arbeiten sowie die bauhistorischen und archäologischen Untersuchungen brachten schon bald eine handfeste Sensation, als man während der Baumaßnahmen in einem Raum des Hauses ein jüdisches Ritualbad - eine sogenannte Mikwe entdeckte, das offenbar schon kurz nach der Errichtung des Hauses eingebaut wurde. Damit sei das geschichtsträchtige Gebäude zusätzlich auch ein Dokument "für mehrere Jahrhunderte jüdischen Lebens" in Neumarkt, wie Thumann sagte.

Bevor Stadtpfarrer Norbert Winner und Dekan Dr. Wolfgang Bub dem Gebäude den kirchlichen Segen spendeten wies Architekt Michael Kühnlein darauf hin, welches "Glück" das historische Gebäude in all den Jahrhunderten gehabt habe: die verschiedensten Bauepochen gingen an ihm vorbei; es überstand sogar samt hölzernem Dachstuhl der Bombardierung und der Feuersbrunst zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Das Haus wurde mehre Male behutsam Umgebaut und "etwa barockisiert", aber es wurde in all der Zeit nichts zerstört. Kühnlein:"Es gab auch im 15. oder 16. Jahrhundert schon Denkmalschutz !"

Kühnlein erinnerte auch daran, daß er schließlich nicht der Architekt des Haues sei: "Da haben sich andere Leute vor 600 Jahren schon viele Gedanken gemacht".
28.11.06
neumarktonline: "Begehbare Geschichte"
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15. Jahrgang
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