Bedeutender Liederdichter


Paul Gerhardt, Denkmal in Lübben
NEUMARKT. Der vor 400 Jahren am 12. März geborene Dichter Paul Gerhardt (1607-1676) wird von der evangelischen Kirche mit einem umfangreichen Festprogramm gewürdigt. Sie will damit ihren bedeutendsten Lieddichter ehren. Für viele verbindet sich mit dem Namen Paul Gerhardt Orgelmusik und gesungenes Gottvertrauen. Wie von selbst stellen sich im Gedächtnis Liedzitate und Gesangbuchmelodien ein, wie: "Befiehl du deine Wege", "O Haupt, voll Blut und Wunden" oder "Ich singe dir mit Herz und Mund", heißt es in der Einladung. 26 Lieder sind von ihm im Stammteil des aktuellen Evangelischen Gesangbuchs vertreten.

Am 12. März 1607 wird Paul Gerhardt in Gräfenhainichen geboren. Nach dem frühen Tod seiner Eltern kommt er als Vollwaise auf die Fürstenschule nach Grimma. Danach wechselt er als Student der Theologie nach Wittenberg. Wie unzählige seiner Zeitgenossen wird er hineingezogen und erschüttert durch den Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648). Aus den Quellen lutherischer Frömmigkeit bezieht er neue Kraft und neuen Lebensmut. Schon in Wittenberg beginnt Gerhardt "gesunde Lieder" auf der Grundlage der Bibel zu schreiben. Sie sollen Menschen, die in Not geraten sind, in persönlicher Andacht oder im Gemeindegesang die Quellen des Glaubens erschließen.

An der Nikolaikirche zu Berlin ist der Mann als Kantor tätig, der als kirchenmusikalischer Entdecker von Gerhardts Liedern gilt: Johann Crüger. Ihre Zusammenarbeit kann man als eine "Sternstunde in der Liedgeschichte" bezeichnen. Gerhardt wird zum "Psalmisten der Christenheit". Mit 44 Jahren übernimmt er die Pfarrstelle in Mittenwalde. Und erst mit 48 Jahren heiratete er. Tiefes Leid bleibt dem Ehepaar nicht erspart. Vier Kinder müssen die Gerhardts nach kurzer Lebenszeit begraben. Nur ein Sohn wird sie überleben.

Wieder in Berlin wird der lutherische Dichterpfarrer in einen Konflikt mit seinem Landesfürsten Friedrich Willhelm hineingezogen, der einen reformierten Bekenntnisstand hat. Der weltliche Landesherr fordert gehorsam in Glaubensfragen ein und verlangt seine Unterschrift unter ein "Toleranzedikt".

Friedrich Wilhelm, dessen Lieblingslied "Befiehl du deine Wege" gewesen sein soll, verstößt dessen Dichter. Überdies bleibt es Gerhardt nicht erspart, dass er nach dem Verlust des Amtes auch noch seine Ehefrau verliert. Ab Sommer 1669 übt er in Lübben im Spreewald den Pfarrerberuf aus. Doch Gerhardts Kräfte nehmen immer mehr ab. Lieder entstehen keine mehr.

Am 27. März 1676 stirbt Paul Gerhardt mit 67 Jahren. Ein Ölgemälde in der Lübbener Kirche und eine lateinische Unterschrift erinnern an seine dortige Zeit: "Paul Gerhardt, ein in Satans Sieb geprüfter Theologe, hernach fromm gestorben...".
04.03.07
neumarktonline: Bedeutender Liederdichter
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ISSN 1614-2853
15. Jahrgang
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