Fast wie ein neuer Stern...


"17P/Holmes"
Foto: Harald Liederer und Bernd Liebscher
NEUMARKT. Wegen des seit einigen Tagen plötzlich mit bloßem Auge sichtbaren Kometen "17P/Holmes" ändert die Neumarkter Sternwarte kurzfristig ihr Programm für Freitag: Auch erste Fotos wurden schon vom Neumarkter Mariahilfberg aus geschossen.

Der multimediale Vortrag "the hall of fame - Die besten Bilder des Weltraumteleskopes Hubble" (wir berichteten) entfällt am Freitag. Er wird an einem anderen Termin gezeigt. Die Neumarkter Sternwarte bietet stattdessen einen Kurzvortrag über die Sichtbarkeit des Kometen 17P/Holmes und bei klarem Wetter die Beobachtung dieses späktakulären Himmelskörpers an.

Der im Jahre 1892 entdeckte Komet "17P/Holmes" zieht normalerweise recht unauffällig seine Bahn zwischen Mars und Jupiter und der Sonne. Etwa alle sieben Jahre kommt er an der Sonne vorbei und verschwindet wieder - zuletzt am 4. Mai dieses Jahres.

Dabei wird er eigentlich nur so hell, daß er gerade noch mit größeren Sternwartenteleskopen gesehen werden kann. Doch seit letzten Donnerstag ist dies anders. Aus noch ungeklärten Gründen schnellte seine Helligkeit um mehr als das 500000fache nach oben und läßt ihn sehr gut mit dem bloßem Augen erkennen. Im Sternbild Perseus nahe dem Hauptstern Algol leuchtet er quasi seit Donnerstag als neuer Stern am Firmament.

Was seinen Helligkeitsanstieg hervorgerufen hat ist den Wissenschaftlern noch ein Rätsel. Interessant ist aber, daß im Jahre seiner Entdeckung ein ebensolcher sprunghafter Anstieg seiner Helligkeit den Astronomen Edwin Holmes den Ruhm des Entdeckers einbrachte. Ein solcher Helligkeitsausbruch wurde noch von keinem anderen Kometen beobachtet und ruft deshalb bei der Fachwelt besonderes Interesse hervor.

Komet Holmes steht ab etwa 20 Uhr über dem nordöstlichen Horizont. Seine höchste Stellung, quasi fast im Zenit, erreicht er gegen 3 Uhr morgens. Um den Kometen zu finden, geht man am besten vom bekannten Himmels-W, dem Sternbild Kassiopeia, aus. Unterhalb der Kassiopeia befindet sich das Sternbild Perseus, das ungefähr wie ein umgedrehtes "y" ausschaut. Links neben dem hellsten Stern, Algol, im Perseus (etwa an der Gabelung des "y") fällt ein weiterer heller Stern auf, der aber etwas diffus wirkt. Das ist der Komet "17P/Holmes".

Er ist jetzt das zweithellste Objekt im Sternbild Perseus. Seine Helligkeit ist rund 30 Mal heller als das Licht der schwächsten, mit dem bloßem Auge sichtbaren Sterne.

Bereits in einem Fernglas erscheint er als ausgedehntes Objekt, zur Zeit ein Drittel des Vollmonddurchmessers. Ein typischer Schweif ist aber nicht zu sehen. Man schaut vermutlich direkt von vorne auf den Kern, der sich von der Erde wegbewegt. Um das Kerngebiet hat sich eine Koma gebildet, die auf Fotografien zunächst gelblichweiß ist, in den Randbezirken, die übrigens scharf abgegrenzt sind, ist eine grünliche Färbung erkennbar.

Es wird erwartet, daß in den nächsten zwei Wochen sein scheinbarer Durchmesser auf Vollmondgröße anwachsen wird. Ob der Komet von einem anderen Himmelskörper getroffen wurde, oder Gase den Kern aufgerissen haben ist derzeit noch nicht bekannt.

Mitglieder der Sternwarte lichteten bereits den Kometen ab. Das Foto wurde 20 Sekunden belichtet mit einer Brennweite von 1000 Millimeter.
31.10.07
neumarktonline: Fast wie ein neuer Stern...
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15. Jahrgang
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