Kriminalität stieg

Die Zahl der Straftaten insgesamt im Laufe der letzten zehn Jahre im Landkreis Neumarkt
Zahlen aus dem Landkreis:
NEUMARKT. Die Zahl der Straftaten ist im Landkreis Neumarkt im letzten Jahr um 1,4 Prozent auf 4573 angestiegen. Gleichzeitig erreichte die Kriminalität im Regierungsbezirk Oberpfalz den niedrigsten
Stand der letzten zehn Jahre.
Diese Zahlen wurden am Mittwoch bei der Vorstellung der Kriminaliätsstatistik für das Polizeipräsidium Regensburg bekannt.
Die sogenannte Häufigkeitszahl - die Zahl der Straftaten pro 1000 Einwohner - lag im Landkreis bei 35,69. Am höchsten war sie in der Stadt Neumarkt mit über 60, gefolgt von den Gemeinden Parsberg, Hohenfels und Velburg. Die "sichersten" Orte waren dagegen Breitenbrunn (12,35) vor Sengenthal und Mühlhausen (genaue Zahlen in den Tabellen rechts; zur Vergrößerung auf die Grafik klicken)
Am 1.Juni letzten begann für die Polizei in Ostbayern ein neuer Zeitabschnitt. Im
Zuge der Umorganisation der Bayerischen Polizei wurde das bis dahin bestehende
Polizeipräsidium Niederbayern/Oberpfalz sowie deren nachgeordnete
Polizeidirektionen aufgelöst. Für den Regierungsbezirk Oberpfalz wurde das
Polizeipräsidium Oberpfalz mit Standort Regensburg beibehalten. Für die
Zuständigkeiten der Basisdienststellen sprich Polizeiinspektionen und Stationen
ergaben sich dadurch keine Veränderungen.

Straftaten im Landkreis Neumarkt - aufgeteilt nach Deliktarten.
Die Zahl der im Jahr 2009 im Bereich des Polizeipräsidiums Oberpfalz erfassten
Straftaten ist gegenüber dem Vorjahr um 0,5 Prozent oder 269 Fälle zurückgegangen.
Insgesamt wurden 49913 Straftaten (ohne Verkehrs- und Staatsschutzdelikte)
registriert. Diese Fallzahlen stellen den niedrigsten Stand der letzten zehn Jahre dar.
Im Vergleich ist für Gesamtbayern ein Rückgang von 2,5 Prozent zu verzeichnen.
Die
Kriminalitätsbelastung im Präsidialbereich ist im Jahr 2009 auf 4605 Straftaten pro
100 000 Einwohner gesunken. Im Jahre 2008 waren 4618 Straftaten pro 100 000
Einwohner zu verzeichnen. Die sogenannte "Häufigkeitszahl" für Bayern liegt bei 5073 und ist im
Vergleich zu 2008 um 130 Punkte rückläufig. Sowohl für Bayern wie auch für den
Regierungsbezirk Oberpfalz bedeuten diese Zahlen die niedrigsten Werte der letzten
zehn Jahre.
Aufklärungsquote
Von den insgesamt 49913 Straftaten konnten 32150 Fälle, das sind 64,4 Prozent geklärt
werden. Damit ist die Aufklärungsquote mit der des Vorjahres identisch. Die
Aufklärungsquote für das Land Bayern liegt bei 63,9 Prozent und ist damit um 0,8 Prozent
niedriger als im Vorjahr.
Diebstahl
Mit einem Wert von 32,3 Prozent bilden die Diebstähle die größte Säule im
Kriminalitätsaufkommen. Die Diebstahlsdelikte sind im Vergleich zum Vorjahr um
1,9 Prozent oder 316 Fälle von 16419 auf 16103 Fälle zurückgegangen. Dieser Zahlenwert
stellt ebenfalls den niedrigsten Stand der letzten zehn Jahre dar.
Erfreulich sei die rückläufige Tendenz bei den Tageswohnungseinbrüchen um 34,2 Prozent (50
Fälle) von 146 auf 96 Fälle.
Bei den Diebstählen von Kraftwagen weist die PKS für 2009 einen Anstieg um 35,1 Prozent (88
Fälle) von 251 auf 339 Fälle auf, wobei der unbefugte Gebrauch von Kfz hauptverantwortlich
für diese Entwicklung ist.
Beim "klassischen PKW-Diebstahl" ist ein Anstieg um 28,3 Prozent (26 Fälle) von 92 auf 118 Fälle
festzustellen.
Gewaltkriminalität
Im Jahr 2009 wurden im Regierungsbezirk Oberpfalz 1558 Gewaltdelikte angezeigt.
Dieser Wert ist um 13,1 Prozent (181 Fälle) höher als im Vorjahr und damit der höchste
Stand der letzten zehn Jahre. Die Aufklärungsquote liegt mit 82 Prozent (1277 geklärte Fälle)
auf dem bekannt sehr hohen Niveau.
Die Gewaltkriminalität wird geprägt durch die
gefährlichen und schweren Körperverletzungen die etwa vir Fünftel aller Gewaltdelikte
ausmachen. Diese Delikte sind um 12,2 Prozent (140 Fälle) von 1.144 auf 1.284 Fälle
angestiegen und stellen damit ebenfalls den Höchststand der letzten zehn Jahre dar.
Zum Vergleich: Im Jahr 2000 wurden 894 gefährliche oder schwere
Körperverletzungen registriert.
Als Ursache dürfte die seit Jahren feststellbare zunehmende Gewaltbereitschaft
verbunden mit Alkoholeinwirkung, insbesondere bei jungen Menschen, in Frage
kommen. Von den insgesamt bei Delikten der Gewaltkriminalität ermittelten 1.608
Tatverdächtigen standen 44,1 Prozent (721 Tatverdächtige) bei der Tatausübung unter
Alkoholeinfluss. Bei den gefährlichen und schweren Körperverletzungen waren es
sogar 47,2 Prozent (646 Tatverdächtige).
Der Anteil der unter 21jährigen Personen liegt mit 39,5 Prozent deutlich höher als bei den Straftaten
insgesamt.
Straßenkriminalität
Daunter versteht man Straftaten, die ausschließlich oder überwiegend auf
öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen einschließlich öffentlicher Verkehrsmittel
begangen wurden. Die Delikte im Bereich der Straßenkriminalität haben ihm Jahr
2009 um 1,7 Prozent (177 Fälle) von 10553 auf 10730 Fälle erneut leicht zugenommen.
Der Anteil der Straßenkriminalität an der Gesamtkriminalität beträgt 21,5 Prozent.
Bei fast der Hälfte der Delikte der Straßenkriminalität handelt es sich um
Sachbeschädigungen.
2551 Fälle oder 23,8 Prozent konnten geklärt werden. Wobei sich die Aufklärungsquoten
bei den Einzeldelikten sehr unterschiedlich darstellt und mit der Qualität der Delikte
steigen. So liegt die Aufklärungsquote bei Sachbeschädigungen an Autos und bei
Sachbeschädigung auf Straßen, Wegen und Plätzen bei 16,6 bzw. 23,6 Prozent, bei
gefährlichen und schweren Körperverletzungen auf Straßen, Wegen und Plätzen
hingegen bei 75,3 Prozent.
Rauschgiftkriminalität
Die Fallzahlen im Bereich der Rauschgiftkriminalität sind mit 2466 Delikten im
Vergleich zum Vorjahr fast unverändert. Die Aufklärungsquote liegt bei 97,3 Prozent. Die
meisten Verstöße mit 51,5 Prozent, also etwas mehr als der Hälfte, werden im
Zusammenhang mit Cannabis begangen, gefolgt von Amphetamin mit 27,1 Prozent und
Heroin mit 15,5 Prozent. Kokain spielt eine untergeordnete Rolle.
Insgesamt waren im
Regierungsbezirk Oberpfalz im letzten Jahr 20 Drogentote (16 Männer und vier
Frauen) zu beklagen. Regional am stärksten ist der Bereich Regensburg mit 13
Drogentoten betroffen.
Alter der Drogentoten:
- unter 20 Jahren: 1 Person
- 21-30 Jahre: 10 Personen
- über 30 Jahre: 9 Personen
Das Durchschnittsalter der Drogentoten lag bei 30,5 Jahren. Der jüngste Drogentote
war 19, der älteste 53 Jahre alt. Im Jahr 2008 waren 16 Drogentote zu verzeichnen.
Vermögens- und Fälschungsdelikte
Im Jahr 2009 wurden insgesamt 7557 Vermögens- und Fälschungsdelikte und damit
um 9,2 Prozent (768 Fälle) weniger als im Vorjahr in der polizeilichen Kriminalstatistik
erfasst. Der rückläufige Trend der vergangenen zehn Jahre setzte sich damit fort. Die Vermögens- und
Fälschungsdelikte stellen neben den Diebstahlsdelikten mit einem Anteil von
15,1 Prozent an der Gesamtkriminalität eine weitere große Säule im
Kriminalitätsaufkommen dar. 86,4 Prozent der bearbeiteten Vermögens- und
Fälschungsdelikte (6529 Fälle) konnten geklärt werden.
Bei exakt 75 Prozent der Vermögens- und Fälschungsdelikte handelte es sich um
Betrugsfälle. Hier ist ein Rückgang um 10,5 Prozent (663 Fälle) festzustellen. Innerhalb
des Betrugsbereichs sind die zahlenmäßig stärksten Veränderungen beim Waren-
und Warenkreditbetrug festzustellen. Dieser Deliktsbereich ist um 22,6 Prozent (663 Fälle)
rückläufig, davon entfallen 248 Fälle auf den "sonstigen Warenkreditbetrug"
(Erlangung von Ware ohne Gegenleistung) und 407 Fälle auf den Warenbetrug
(keine Warenlieferung trotz Bezahlung).
Tatverdächtige
Insgesamt wurden 23818 Tatverdächtige (+ 2,1 Prozent) ermittelt, davon 18257 (76,7 Prozent)
männlichen und 5.561 (23,3 Prozent) weiblichen Geschlechts. 79,0 Prozent der Tatverdächtigen
(18827 Personen) besitzen die deutsche Staatsangehörigkeit, bei 21,0 Prozent (4991
Personen) handelt es sich um Nichtdeutsche. Hier waren am häufigsten bei den
Tatverdächtigen Staatsangehörige aus der Tschechischen Republik (715
Tatverdächtige) und der Türkei (429 Tatverdächtige) vertreten.
16,0 Prozent der Tatverdächtigen standen bei der Tatausführung unter Alkoholeinfluss.
Kinder- und Jugendkriminalität
Von den im Jahr 2009 in der Oberpfalz ermittelten 23818 Tatverdächtigen waren 956
Kinder ( 4 Prozent), 2635 Jugendliche (11,1 Prozent), 2604 Heranwachsende (10,9 Prozent) und
17623 Erwachsene (74 Prozent). Diese Zahlen decken sich nahezu mit den Zahlen des
Vorjahres.
Der Anteil der Altersgruppe der unter 21-Jährigen liegt damit bei 26 Prozent und
ist im Vergleich zum Vorjahr um 0,1 Prozent angestiegen. Während bei den Kindern und
Jugendlichen keine besonderen Auffälligkeiten zu verzeichnen sind, zeigt sich bei
den Heranwachsenden, dem Personenkreis im Alter von 18 bis 21 Jahren, im
Vergleich zum Vorjahr ein leichter Anstieg der Delinquenz. So lag die Anzahl der
Tatverdächtigen im Jahr 2008 bei 2469 und im Jahr 2009 bei 2604 Personen. Der Anteil
der männlichen Personen ist mit 80,5 Prozent höher als bei allen anderen
Altersgruppierungen.
20,5 Prozent der Tatverdächtigen "unter 21 Jahren" war bei der Tatbegehung alkoholisiert.
Staatsschutzdelikte
In der Oberpfalz wurden im Jahr 2009 insgesamt 393 Straftaten mit politischer
Motivation registriert. Im Vergleich zum Vorjahr stellt dies einen Anstieg um 27,2 Prozent
(84 Fälle) dar. Der Anstieg ist auf das im Zusammenhang mit der Bundestagswahl
2009 verbundene Demonstrationsgeschehen zurückzuführen. Insbesondere bei den
Veranstaltungen rechtsorientierter Gruppierungen kam es zum aggressiven Auftreten
linker Extremisten.
Bei den politisch links motivierten Straftaten wurden im Jahr
2009 insgesamt 170 Delikte und damit um 142,9 Prozent (100 Fälle) mehr als im Vorjahr
erfasst. 94 Fälle (55,3 Prozent) konnten geklärt werden. Im einzelnen setzt sich diese
Summe zusammen aus 36 Gewaltdelikten, 43 Sachbeschädigungen und 91
sonstigen Delikten (überwiegend Verstöße gegen das Versammlungsrecht).
Die
Straftaten mit politischer Motivation "Rechts" sind im vergangen Jahr um 22
Fälle (13,6 Prozent) auf 184 Straftaten angestiegen. 109 Fälle (59,3 Prozent) konnten geklärt
werden. In der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um sogenannte Propagandadelikte wie zum Beispiel
das Zeigen des "Hitlergrußes".
Fahndung
Nachdem der Rat der Justiz- und Innenminister der Europäischen Union am
6.Dezember 2007 formell über den Wegfall der Grenzkontrollen an den Schengen-
Binnengrenzen zu und zwischen neun weiteren Mitgliedstaaten der EU (Estland,
Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien und Malta)
entschieden hatte, waren die systematischen Personenkontrollen an der Grenze zur
Tschechischen Republik am 21.Dezember 2007 weggefallen.
Zur Vorbeugung von Sicherheitsdefiziten und eines Anstiegs der Kriminalität wurde
der Wegfall der Filterfunktion der Grenzkontrollen durch den Aufbau eines
Sicherheitsschleiers kompensiert und das bewährte Erfolgsmodell der
"Schleierfahndung" an der Ostgrenze zur Tschechischen Republik zur Bekämpfung
der grenzüberschreitenden Kriminalität umgesetzt.
Dazu wurden im Bereich des Polizeipräsidiums Oberpfalz im "Ersten Fahndungsschleier" (30-Kilometer-
Grenzbereich) bei der Polizeiinspektion Waldsassen und der Polizeiinspektion Furth im Wald "Fahndungsgruppen"
installiert. In Waidhaus wurde die "Polizeiinspektion Fahndung" errichtet.
Zur Erhöhung des Kontrolldrucks im rückwärtigen Grenzraum, dem sogenannten
"Zweiten Fahndungsschleier" (Durchgangsstraßen, Bundesautobahnen,
Europastraßen und andere Straßen von erheblicher Bedeutung für den
grenzüberschreitenden Verkehr), wurden die drei Fahndungskontrollgruppen Verkehr
(FKG-V), die bei den Verkehrspolizeiinspektionen Amberg, Regensburg und Weiden
angesiedelt sind, verstärkt.
Schleierfahnder
Im abgelaufenen Jahr gelang es den Schleierfahndern 858 Verstöße nach dem
Betäubungsmittelgesetz, 424 Verstöße nach dem Waffengesetz, 407 Verstöße nach
dem Aufenthaltsgesetz, Asylverfahrensgesetz und Freizügigkeitsgesetz/EU sowie
329 Urkundsdelikte aufzudecken. Allein diese Zahlen beweise, dass es sich bei der
Schleierfahndung um ein uneingeschränktes Erfolgsmodell handelt, hieß es am Mittwoch.

Bei der Vorstellung des Sicherheitsberichtes: Polizeirat Michael Danninger, Leitender Kriminaldirektor Hubert Abbenhaus, Polizeipräsident Rudolf Kraus, Leitender Polizeidirektor Michael Liegl und Polizeidirektor Stephan Kirsch (v.l.)
17.03.10
neumarktonline: Kriminalität stieg
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