Bei den Besten Europas


Lorenz Schilay (links) bei der Europameisterschaft in Prag


Maria Schilay holte als zweitbeste Westeuropäerin in ihrer
Altersklasse den 23. Platz
NEUMARKT. "Der ganze Verein ist unheimlich stolz", hieß es vom Neumarkter Schachklub nach der EM-Teilnahme von zwei jungen Neumarkter Nachwuchsspielern.

Maria und Lorenz Schilay schlugen sich hervorragend gegen die schier übermächtige Konkurrenz aus Osteuropa.

Die beiden jungen Neumarkter Schachtalente krönten ihre erfolgreiche Saison mit der Teilnahme an den Jugend Europameisterschaften in Prag. Dort traten in einem Rekordteilnehmerfeld 1173 Nachwuchsspieler aus 46 Ländern in zwölf Altersklassen an, wobei Russland und Tschechien mit 186 und 154 Teilnehmern die größten Kontingente stellten. Für Deutschland gingen 22 Spieler ins Rennen, darunter auch die beiden Aushängeschilder des Neumarkter Schachklubs.

Maria Schilay wurde vom Deutschen Schachbund wegen ihrer hervorragenden Leistungen im Frühjahr als offizielle Starterin in der Alterklasse U8w nominiert. Dabei besetzte der Schachbund zum ersten Mal die jüngste Alterklasse, weshalb Maria Schilay die erste deutsche Teilnehmerin an einer U8-Europameisterschaft überhaupt war. Dort traf sie auf 55 Konkurrentinnen hauptsächlich aus Osteuropa, die traditionell früher das Schachspielen lernen und auch in jungen Jahren schon intensiver trainieren.

Dennoch befand sich Maria Schilay nach einem gelungenen Auftakt mit Siegen über die Französin Camille Ginovart und die Serbin Nevena Djordjevic zu Beginn in der Spitzengruppe. In der dritten Runde war Maria Schilay gegen die Spanierin Cecilia Guillo Longares lange Zeit am Drücker, musste sich letztlich aber wegen eines Bauers geschlagen geben.

Danach stand sie gegen die spätere Sechste Victoria Gnilorybova (RUS) schon auf Gewinn. Nachdem sie es jedoch verpasst hatte, eine gegnerische Figur zu schlagen, wurde sie ausgekontert. Es folgte in Runde fünf gegen die Tschechin Lenka Garska die einzig schlechtere Partie von Maria Schilay bei diesem Turnier, in der sie schon in der Eröffnung auf die Verliererstraße geriet.

Doch in den folgenden Runden steigerte sie sich gewaltig und bot ein Highlight nach dem anderen. Zunächst bezwang sie die Tschechin Adriana Malkova mit einem schönen Figurenopfer. Sehenswert war ihr fulminanter Mattangriff gegen die ebenfalls stark spielende Litauerin Emilija Misiuk. Eine weitere Glanzpartie folgte gegen Ayan Allahverdiyeva aus Aserbaidschan, in der Maria Schilay in der Lieblingseröffnung der Gegnerin Vorteile erzielte und im Endspiel mit einem Turmopfer die Umwandlung eines Bauern in eine Dame vorbereitete, das die Trainer zum Staunen brachte.

In der letzten Runde büßte Maria gegen die Ukrainerin Alina Horkovaya im Angriff leider unglücklich eine Figur ein und musste sich geschlagen geben. Somit belegte sie mit hervorragenden 5 Punkten einen sehr guten 23.Platz. Damit war sie zweitbeste Westeuropäerin, was die osteuropäische Dominanz im Schach nachhaltig unterstrich.

Die Trainer Sebastian Mösl (SK Neumarkt) und Hermann Krauß (Deutsche Schachjugend) waren sehr zufrieden mit dem Abschneiden des jungen Neumarkter Nachwuchstalents. Obwohl für Maria Schilay ein derartiges Turnier über einen so langen Zeitraum und die ungewohnte Partievorbereitung vollkommen neu waren, zeigte sie starke Leistungen und mit ein bisschen mehr Glück wäre sogar ein Platz unter den besten Zehn greifbar gewesen.

Bruder Lorenz Schilay sicherte sich mit seinem sensationellen fünften Platz bei den Deutschen Meisterschaften ein Startrecht in der Alterklasse U10. Dort traf er auf 133 Gegner, ebenfalls hauptsächlich aus Osteuropa.

Gleich zum Auftakt traf Lorenz Schilay auf den starken Lokalmatador Pavel Haase und kämpfte lange in schwieriger Stellung. Im Endspiel konnte er sich dann befreien und sogar einen Bauern erobern, musste aber nach über vier Stunden Spielzeit ins Remis einwilligen. Noch beinahe eine Stunde länger dauerte die Partie gegen den Finnen Tomi Kugappi. In ausgeglichener Stellung lehnte sein Kontrahent ein Remisgebot ab und versuchte es so lange weiter, bis Lorenz Schilay seinen König auf das falsche Feld zog und in der Folge ein gegnerischer Bauer nicht mehr aufzuhalten war.

In der dritten Runde ging gegen den Spanier Diego Asensio Ramos der Knoten auf. Dieser schlug früh einen "vergifteten" Bauern und verlor dabei eine Figur, was sich Lorenz Schilay nicht mehr nehmen ließ. Es folgte ein Remis nach ausgeglichenem Partieverlauf gegen den Slovaken Andrej Brnusak. Anschließend überraschte Lorenz Schilay den Tschechen Robert Demko mit einer Eröffnung, die er vorher noch nie in einer Turnierpartie gespielt hatte. Der Plan ging auf, Lorenz Schilay eroberte früh eine Figur, gewann die Partie und lag somit nach fünf Runden mit drei Punkten hervorragend im Turnier.

Der Knackpunkt war dann die Niederlage gegen den Türken Acar Utku Cengiz, bei der Lorenz Schilay in einer vielversprechenden Angriffsstellung zu früh die Dame hinter die feindlichen Linien zog und von einer Verstellung der Angriffslinien kalt erwischt wurde. In der folgenden Runde kam es noch bitterer: in gewonnener Stellung überschritt er gegen Dario Alivodic aus Montenegro die Bedenkzeit und erholte sich von diesem Rückschlag nicht mehr. In den letzten beiden Runden erzielte er noch jeweils ein Remis gegen den Slovaken Peter Viczencz sowie den Griechen Nikolaos Serpetsidakis und landete mit vier Punkten auf Rang 88.

Lorenz Schilay ließ bei seiner EM-Premiere leider die eine oder andere Chance aus und wurde unter Wert geschlagen. Schon ein Punkt mehr hätte in dem engen Teilnehmerfeld einen Sprung um 35 Plätze nach vorne bedeutet. Schachlich befand er sich mit jedem Gegner mindestens auf Augenhöhe.

Die Neumarkter Delegation verbrachte einige ereignisreiche Tage in Prag und die beiden Nachwuchsstars Lorenz und Maria Schilay konnten wichtige Erfahrungen sammeln. "Insgesamt können wir auf eine gelungene Premiere auf internationalem Parkett zurückblicken und der ganze Verein ist unheimlich stolz auf die beiden" so der 1.Vorsitzende Sebastian Mösl.

Endstand U8w:
1. Mariya Kutyanina (RUS) 8,0
2. Malak Ismayil (AZB) 7,0
3. Ronit Levitan (ISR) 7,0
4. Maria Eizaguerri Floris (ESP/1544) 6,5
5. Maria Girshgorn (RUS) 6,5
23. Maria Schilay 5,0
Endstand U10:
1. Andrey Esipenko (RUS/2116) 8,5
2. Viktor Matviishen (UKR/1980) 7,5
3. Kirill Shevchenko (UKR/1946) 7,5
4. Abdulla Gadimbayli (AZB/1903) 7,0
5. Mahammad Muradli (AZB/1643) 6,5
88. Lorenz Schilay 4,0
Informationen zur EM:
05.09.12
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ISSN 1614-2853
15. Jahrgang
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