Christlich Soziale Union

In der Höhle des Löwen...

NEUMARKT. Er saß ganz am Rande des Präsidiumstisches und tat so, als ginge ihm das Ganze um ihn herum nichts an. Oder wollte er in der Höhle des Löwen nur nicht wahrhaben, dass ihm ein verbaler Dolchstoß versetzt wurde, der das Aus seiner politischen Laufbahn bedeuten könnte ?

Jedenfalls ließ sich Rudolf Kraus nicht anmerken, dass hier eine Vorentscheidung über sein weiteres Verbleiben im Deutschen Bundestag, dem er seit 1990 angehört, getroffen wurde. So war auch nicht er der Mittelpunkt der Kreisvertreterversammlung der CSU, die am Montag Abend die 60 Delegierten und ebenso viel Ersatzdelegierte für die Nominierungsversammlung im Bundestagswahlkreis Amberg-Neumarkt wählte, sondern sein Herausforderer Alois Karl.

„Wir wissen, was die Stunde geschlagen hat“, begann der Neumarkter Oberbürgermeister seine eloquente Rede, mit der er an Rot-Grün kein gutes Haar ließ: „Wer heute das Saatgut verfrisst, kann es nicht mehr aussäen, geschweige denn ernten“, war einer seiner Kernsätze ganz nach dem Geschmack der 229 Stimmberechtigten.

Im gleichen Maße, in dem den politischen Gegner geißelte, warb er für das Vertrauen der Wahlfrauen und Männer, die am 1. Juli in Kastl darüber zu entscheiden haben, wer Direktkandidat im Wahlkreis wird: Alois Karl (Neumarkt) oder Rudolf Kraus oder Barbara Lanzinger (beide Amberg). Besonders den Delegierten außerhalb der Stadt machte er den Hof: seine erste Wahlveranstaltung werde nicht etwa in Neumarkt, sondern in Finsterweiling über die Bühne gehen.

Eingangs hatte Kreisvorsitzender Albert Füracker – gerade mal zwei Monate im Amt – die Kreisvertreter auf einen offensiven Wahlkampf eingeschworen: „Die CSU im Landkreis kann jede Wahl gewinnen. Verloren haben wir immer nur dann, wenn wir gestritten haben.“

Dazu brauche es Geschlossenheit, die auch Bezirksvorsitzender Staatssekretär Hans Spitzner einforderte, ohne für einen der möglichen Kandidaten Partei zu ergreifen. Diese Verantwortung trage einzig und allein die Basis.

Von den 121 vorgeschlagenen Wahlmännern und –frauen wurden 120 als Delegierte oder Ersatzdelegierte gewählt – einer fiel durch. Bei der Nominierung des Wahlkreiskandidaten werden es aber zwei sein...
E.Z.

21.06.05

Karl will nach Berlin !


Neumarkts OB Alois Karl - hier mit seinem Kollegen Josef Köst-
ler - will nach Berlin gehen.
NEUMARKT. Jetzt ist es offiziell: Der Neumarkter Oberbürgermeister Alois Karl soll für den Landkreis Neumarkt nach Berlin gehen. Am Freitagabend beschloß der erweiterte Kreisvorstand in Freystadt einstimmig, Karl ins Rennen zu schicken.

Offiziell wurde beschlossen, den Delegierten am nächsten Montag zu empfehlen, Alois Karl auf den Schild zu heben.

Und die Kämpfe fangen dann erst an: Da in Amberg mit Rudolf Kraus und Barbara Lanzinger gleich zwei Bewerber um die Direkt-Kandidatur für den gemeinsamen Wahlkreis Amberg-Neumarkt anstehen, werden in einer Kampfabstimmung zwei der drei Kandiaten auf der Strecke bleiben.

Neumarkt rechnete sich für diese Schlacht gute Chancen aus: Bei den Wahl-Delegierten besteht ein 60:60-Patt zwischen Neumarkt und Amberg - und die Amberger Stimmen werden sich wohl im ersten Wahlgang auf Kraus und Lanzinger verteilen. In der erwarteten Stichwahl geht es dann hart auf hart - und um die Frage, ob der Neumarkter Oberbürgermeister die Stimmen aller Neumarkter Delegierten hinter sich hat.


Kreisvorsitzender Albert Füracker bei einer improvisierten Presse-
konferenz.
Kreisvorsitzender Albert Füracker, der selbst als Kandidat im Gespräch war, sagte gegenüber neumarktonline unmittelbar nach der Kreisvorstandssitzung, er erwarte, daß alle Delegierte hinter dem Neumarkter Kandidaten stehen.

OB Karl hatte bei den Neuwahlen der Kreisvorstandschaft als stellvertretender Vorsitzender nur knapp 75 Prozent der Stimmen erhalten, was angesichts der 90-Prozent-Ergebnisse für Füracker und die anderen Stellvertreter als deutlicher "Dämpfer" verstanden wurde (wir berichteten). "Er wird im Landkreis nicht überall so bejubelt wie in der Stadt Neumarkt", sagte damals ein Delegierter.

Alois Karl äußerte sich am Freitagabend noch nicht zu der Entscheidung der Kreisvorstandschaft.

Unter den 36 Mitgliedern der Kreisvorstandschaft habe es eine "offene, faire und kritische Diskussion" gegeben, sagte Füracker nach der Sitzung zu neumarktonline. Die unvermeidbar anstehende Auseinandersetzung mit den Parteifreunden aus Amberg wollte er nicht kommentieren: "Wir haben unsere Neumarkter Probleme zu klären - und was Amberg macht, ficht uns nicht an!"

Darauf angesprochen, daß ja auch er selbst als möglicher Kandidat im Gespräch war, sagte Füracker, er habe mit seinem Verzicht auch Spannungen klären können. Außerdem habe er bereits im Vorfeld erklärt, daß er nicht gegen den "amtierenden" Direktkandidaten Rudolf Kraus ins Feld ziehen werde. Da Kraus nochmals antrete habe sich die Frage seiner Kandidatur gar nicht mehr gestellt.

Der Kreisvorsitzende hoffe, daß es ihm gelinge, die CSU im Landkreis noch weiter zu einen und das Verhältnis zwischen Stadt und Land positiv zu beeinflussen.

Er sei zuversichtlich, daß sich jetzt die gesamte Landkreis-CSU "wie vorher vereinbart" hinter den gemeinsamen Kandidaten stellen werde. Mit Querschüssen rechne er eher nicht, schließlich seien bei dem einstimmigen Beschluß in der Vorstandssitzung am Freitagabend Mitglieder aus praktisch allen Gemeinden vertreten gewesen: "Das waren nicht nur Lippenbekenntnisse!".

Und außerdem, so Füracker, könne er sich nicht vorstellen, daß jemand im Landkreis die Verantwortung für das Scheitern des gemeinsam aufgestellten Kandidaten übernehmen wolle.
18.06.05

Eigener Neumarkter Kandidat !


Kreisvorsitzender Albert Füracker bei einer improvisierten Presse-
konferenz unmittelbar nach der Entscheidung des Kreisvorstandes
NEUMARKT. Die Kreis-CSU will erstmals seit Bestehen der Bundesrepublik mit einem eigenen Direkt-Kandidaten für die nächste Bundestagswahl antreten !

Das beschloß am Freitagabend der Kreisvorstand der Partei. Namen wurden nicht genannt.

Der Konflikt mit der Amberger CSU im gemeinsamen Wahlkreis ist damit vorprogrammiert: Der amtierende Bundestagsabgeordnete Rudolf Kraus bekräftigte auch am Freitag noch einmal seinen Entschluß, im Herbst erneut anzutreten. Und auch der Amberger Abgeordneten Barbara Lanzinger werden Ambitionen auf die Kandidatur für das Direkt-Mandat nachgesagt. Sie zog über die Liste in den Bundestag ein und darf heuer kaum mehr auf einen "todsicheren" Listenplatz hoffen. Bei der Wahlkreiskonferenz, die über den endgültigen Direktkandidaten entscheidet, haben die Neumarkter exakt so viele Delegierte wie die Amberger: jeweils 60.


Neumarkts OB Alois Karl - hier mit seinem Kollegen Josef Köst-
ler - wirkte nach der Entscheidung in Postbauer-Heng nicht tod-
unglücklich
Bei der Tagung der Neumarkter Kreis-CSU in Postbauer-Heng wurde nur entschieden, "daß - nicht wer!" Sowohl Kreisvorsitzender Albert Füracker wie auch sein erster Stellvertreter Alois Karl - der Neumarkter Oberbürgermeister soll nach Zeitungsberichten einem Umzug nach Berlin nicht abgeneigt sein - weigerten sich bei Gesprächen mit neumarktonline, auf "Namen" einzugehen.

Er erwarte, daß sich "der Kandidat oder die Kandidatin" bis zur Kreisdelegiertentagung am 20. Juni den Delegierten vorstellen werde. Einige Tage zuvor werde vermutlich noch einmal der Kreisvorstand zusammentreten, sagte Füracker nach der Sitzung gegenüber neumarktonline.

Seit der Gründung der Bundesrepublik im Jahr 1949 kamen alle direkt gewählten Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Amberg-Neumarkt immer aus dem Amberger Raum. Das "Patt" in der Wahlkreiskonferenz biete eine gute Ausgangsposition, endlich einmal einen Neumarkter Kandidaten aufzustellen, sagte Füracker unumwunden.

Die Kampfansage gegen die Amberger und MdB Kraus wurde in Lob verpackt: "Kraus hat als Abgeordneter über viele Jahre gute Arbeit auch für den Kreis Neumarkt geleistet", sagte Füracker. Mit der in Berlin erwarteten "neuen Zeitrechnung" habe man es im Kreisvorstand aber als "gut und angebracht" empfunden, "mit neuem Personal anzutreten!"

Wie in Amberg auf den Neumarkter Beschluß reagiert wird, sei für die Neumarkter CSU im Augenblick nicht die erste Sorge: "Wir tun, was wir wollen", sagte Füracker.

Die Entscheidung, einen eigenen Direktkandidaten ins Rennen zu schicken, ist nach den Worten des Kreisvorsitzenden im 28köpfigen Kreisvorstand "nahezu einstimmig" gefaßt worden. Die Zusammenkunft in Postbauer-Heng war übrigens gleichzeitig die konstituirende Sitzung des Gremiums, nachdem Füracker und die übrige Vorstandschaft erst Ende April gewählt wurden (wir berichteten).
03.06.05


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ISSN 1614-2853
15. Jahrgang
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